Mysteriöse Signale von einem geheimen Satelliten

Autor: Maik Hermenau

Auf der Suche nach neue unbekannten Satellitensignalen beobachtete ich mit meinen liebsten Spielzeug dem RTL-SDR, in Echtzeit dass ca. 2 MHz breite UHF Satelliten-Downlinkband zwischen 399.7-401.7 MHz. Am 30.Mai 2012 bemerkte ich in den Abendstunden ein nur ~ 80 Millisekunde langes Signal mit einer Dopplerverschiebung auf dem Spektrum, was sich in einem Intervall von ca. 15 Sekunden wiederholte. Die Neugierde zwang mich am nächsten Tag wieder das Satelliten-Downlinkband zu beobachten und prompt konnte ich in zwei darauf folgenden Überflügen wieder das gleiche Satellitensignal empfangen. Daraus ergab sich das es von einem umlaufenden Satelliten im LEO kam, der ca. 101 Minuten pro Umlauf benötigte, worauf man eine Flughöhe von ~ 600 km schließen konnte. Durch die Richtwirkung meiner Antenne konnte ich auch sehr schnell die Flugrichtung des Satelliten bestimmen. Nach genauer Beobachtung der Dopplerverschiebung des Empfangssignals, ermittelte ich die genaue Sendefrequenz auf 400.180 MHz.


RTL-SDR mit Kühlkörper

STPSat-2 / USA 217 auf 400.180 MHz

Nun war es an der Zeit den eigentlichen Satelliten von dem das Signal kommen würde zu identifizieren. Das war aber leichter gesagt als getan. Trotzdem ich nun da schon mehrere Zeiten von Überflügen besaß, war es mir anhand aller zu bekommenden Bahnelemente bei Space-Track nicht möglich, einen genauen Satelliten als Quelle zu bestimmen. Ab dem Zeitpunkt war mir klar, dass der Satellit höchstwahrscheinlich als geheim klassifiziert sein muß und es von ihm bei Space-Track keine Bahnelemente zu bekommen sind, da er dann wohl zum USA Satelliten-Programm gehören muß. Somit blieb mir nichts weiter übrig, als mit den selbst erstellten Bahnelementen der SeeSat "Späher-Jäger" weiter zu forschen. Sehr schnell fielen mir da die Satelliten des 2010-062 Starts auf, bei denen die Umlaufzeit sowie die Flugrichtung passte und wo auch einige dabei waren die damals im 70-cm AFu-Band gesendet haben. Leider gab es nicht von jedem Satelliten dieses Starts 2010-062 Bahnelemente, bzw. waren von den vorhandenen Satelliten die Bahnelemente schon älter als ein Jahr und somit weniger gut für eine aktuelle Beobachtung verwendbar. Am genausten passte aber das Bahnelement vom Satelliten O/OREOS / USA 219, ob wohl sich die Überflugzeiten +3 Minuten pro Woche verschoben haben. Trotzdem hatte ich erst mal ein Bahnelement mit dem man die Überflugzeiten des unbekannten Satelliten weiterhin ermitteln konnte, um auch das Satellitensignal zukünftig beobachten zu können.
Am 07.Juni 2012 nahm ich Kontakt zu Mike Rupprecht, DK3WN auf, der sich mit den Satelliten die das Amateurfunkband nutzen besser auskennt als sich sonst kein anderer und auch noch einen guten Draht zu den Satellitenbetreibern hat. Prompt schickte er mir ein aktuelles Bahnelement vom O/OREOS / USA 219, auf das aber jetzt meine bisher gehörten Zeiten leider überhaupt nicht mehr passten und es so nun doch ein anderer Satellit sein muß als vermutet.
Die einzigen beiden Satelliten des Starts 2010-062 von denen es noch nie ein Bahnelement von SeeSat herausgegeben worden ist, waren der FalconSat-5 / USA 221 und der STPSat-2 / USA 217. Vom der FalconSat-Serie war mir bekannt, dass schon einige vorher das Satellitenband auf ~ 400 MHz als Downlink genutzt hatten. Daher vermutete ich das der gesuchte Satellit nur der FalconSat-5 sein könnte.


Alle Objekte des 2010-062 Starts.  © Space-Track.org

Anfang August 2012 beobachtete ich wieder regelmäßig die Signale auf 400.180 MHz und ich prüfte ein weiteres mal die Bahnelemente. Dabei viel mir das als Minotaur IV Raketenoberstufe katalogisierte Objekt #37228 des 2010-062 Starts auf. Ich kontrollierte sofort alle meine bisher gehörten Zeiten und sie passten alle auf die Minute genau. Nach über 2½ Monaten hatte ich endlich ein passendes Bahnelement gefunden, was 100%-tig die Quelle des Signals sein mußte. Die Flughöhe war im Vergleich mit den anderen Satelliten fast genau gleich, so dass es sich um keinen Fall beim Objekt #37228 um die Minotaur IV Raketenoberstufe hätte handeln können. Nun war es an der Zeit die SeeSat Experten zu kontaktieren, um eine Umbenennung des Objektes #37228 zu erwirken, da es ja offensichtlich nicht die Raketenoberstufe sein kann von dem ich die Signale auf 400.180 MHz ständig empfangen habe. Ich schrieb daher am 14.August 2012 meine bisherigen Beobachtungen dem Mike McCants. Er antwortete und teilte mir mit, dass es sich bei dem Objekt #37228 um keinen Fall um den Satelliten FalconSat-5 handeln kann, da der Satellit von seinen Abmessungen zu klein wäre, um die hohe Helligkeit des Objektes #37228 erzeugen zu können. Zusätzlich erbrachte er den Beweis das der FalconSat-5 mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht im UHF Bereich senden kann. Somit blieb nur noch der Satellit STPSat-2 / USA 217 #37222 übrig. Dieser besitzt drei größere Solar Panel, so dass er auch eine hohe Helligkeit erzeugen kann. Was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewußt war, dass ich durch meine Beobachtung wieder die Diskussion unter den SeeSat "Späher-Jäger" über die Katalogisierung der 2010-062 Objekte aufgeheizt hatte. Leider aber wurde dabei ich als Entdecker nicht erwähnt und die Herrn haben sich den Ruhm untereinander aufgeteilt, ob wohl keiner von ihnen funktechnische Beobachtungen macht. Aus dem Resultat erstelle dann Bob Christy die Seite USA 217 Radio Transmissions.
Die einzige Frage bestand jetzt nur noch darin, was da der STPSat-2 / USA 217 überhaupt weltweit auf der 400.180 MHz aussendet. Die Lösung fanden wir sehr schnell zusammen in der SatComGroup heraus. Der STPSat-2 ist einer der Satelliten welcher als weltweites Relais-System ODTML (Ocean Data Telemetry MicroSat Link) arbeitet. Dabei wird eine Überwachung von Ozeandaten ermöglicht, die u.a. von Sensoren auf Ozean-Bojen kommen.
An diesem Beispiel kann man sehen, dass man nicht immer nur sehr teure Empfangstechnik haben muß um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Schon mit einem solchen zweckentfremdeten USB-Sick für 39,- Euro ist es möglich Signale von geheimen Satelliten aufspüren zu können. :-)


letzte Änderung: 26.08.2012

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