Satellitenempfang der Volkssternwarte München | Autor: Maik Hermenau |
Im November 2001 knüpfte ich Kontakt zu Tobias Lindemann von www.iss-tracking.de, welcher zum Team der "Satelliten-Tracker" von der Volkssternwarte München gehört. Nach einigen Mails kam er darauf, dass er alte Aufzeichnungen von Satellitensignalen der Volkssternwarte München hätte, die von den Mitgliedern der damaligen Zeit auf Tonband aufgezeichnet worden sind. Die insgesamt vier Magnettonbänder mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 10 Stunden, hatte er mühevoll digitaliiert und inklusive damaliger Notizen und Fotos mir überlassen. Somit war es mir möglich diese Internetseite zu erstellen und die bemerkenswerte Arbeit der Volkssternwarte München zu würdigen.
Die Bayerische Volkssternwarte München wurde im Mai 1947 gegründet. Als Standort
wählte man die 300 m² große Plattform des Hochbunkers auf der Rosenheimer
Straße. Zu dieser Zeit war es mit 35 Meter das höchste Gebäude der Stadt. Ideal
um über den Lichtern von München den Himmel zu beobachten. Im Internationalen
Geophysikalischen Jahr zwischen dem 1.Juli 1957 bis zum 31.Dezember 1958, hatte
sich die Volkssternwarte München vorgenommen, sich auch an der zukünftigen
Satellitenbeobachtung mit zu beteiligen. Die Satellitenbeobachtung sollte aber
nicht wie herkömmlich visuell geschehen, sondern funktechnisch, um einen höheren
Ertrag zu erzielen. Bis 1961 gab es weltweit 64 Sternwarten, welche
Satellitenbeobachtungen durchführten.
Auf dem Foto oben sieht man die "Station München I" in der Beobachtungshütte im Jahr 1958. Zu dem Zeitpunkt besaß man die folgende Ausstattung.:
Bayerische Volkssternwarte München Empfang des ersten Satelliten Sputnik-1 / PS-1 Die Planung des ersten von Menschenhand gebauten Raumflugkörpers begann bereits im November 1956, im Konstruktionsbüro für Raketen und Raumfahrtausrüstung OKB-1. Der Satellit wurde als sehr einfacher Apparat entworfen und erhielt daher den Namen PS-1 (Prostreishij Sputnik, dt. Einfacher Satellit). Am Freitag den 4.Oktober 1957 wurde Sputnik-1 um 20:28:34 Uhr MEZ mit einer modifizierten Interkontinentalrakete (ICBM) vom Typ R-7 (NATO-Code SS-6 Sapwood) vom Kosmodrom in Baikonur aus gestartet. Unter einem Schutzkegel an der Spitze der Rakete, wurde Sputnik-1 nach Brennschluß und 295 Sekunden Flug, bis auf eine Höhe von 288 km Perigäum und 947 km Apogäum getragen. Nach 315 Sekunden wurden die Schutzkegelhälften und der Satellit von der Raketenstufe getrennt, die ebenso wie Sputnik-1 die elliptische Umlaufbahn erreichten. Da sich alle vier Objekte relativ nahe beisammen in ähnlichen Bahnen bewegten, verwechselten viele Beobachter bei einer visuellen Sichtung, die wesentlich hellere Raketenstufe mit dem eigentlichen Sputnik. Die Beobachtung der Umlaufbahn von Sputnik-1 lieferte wichtige Informationen über die Dichte der Erdatmosphäre im Bereich seines erdnächsten Punktes. Die Auswertung seiner Funksignale erbrachten neue Erkenntnisse über die Ionosphäre und über die praktischen Erfordernisse für die Funkverbindung mit Raumflugkörpern. Die Meßwerte über die Temperatur und des Druckes innerhalb des Satelliten, dienten der Überprüfung des selbstregulierenden Wärmezikulationssystems unter kosmischen Bedingungen und schufen damit die Voraussetzung für die biologischen Untersuchungen, die einen Monat später mit Sputnik-2 begannen. Sputnik-1 hatte eine kugelförmige, hermetische, aus zwei Halbschalen bestehende Gerätezelle von 58 cm Durchmesser, die aus einer polierten 2 mm starken Aluminiumlegierung bestand. Im inneren der vakuumdichten Gerätezelle befand sich eine Stickstoffgasfüllung von ca. 1 at Druck. Das Gesamtgewicht des Sputniks lag bei einer Masse von 83,6 kg. An der Oberfläche des Sputniks waren vier Stabantennen angebracht, wo jeweils zwei eine Länge von 2,4 m und 2,9 m hatten. Die Ausrüstung des Satelliten bestand im wesentlichen aus einem Lüfter zur Thermoregulierung und einer Sendeanlage mit zwei Sender vom Typ D-200 für die Frequenzen 20.005 MHz (15-m-Band) und 40.002 MHz (7,5-m-Band) mit je 1 Watt Sendeleistung. Die Sendeanlage welche die Funksignale abstrahlte, übertrug die Meßwerte der Meßfühler. Die Meßwerte wurden mit radiokodierten Impulsen übertragen. Dabei entsprach die Impulslänge des Signals, der Innentemperatur von verschiedenen Stellen der Gehäusewand und die Länge der Pausen zwischen den Impulsen, der Gasdichte der Stickstoffüllung. Der Schlüssel für die Demodulation des Signals, wurde leider auch nach 60 Jahren nie veröffentlicht. Da die Meßwerte ständig variierten, gab es immer geringfügige Veränderungen in den Impulsen. Im Durchschnitt hatten die Impulse eine Länge von ca. 0,3 Sekunden auf beiden Sendern. Dabei arbeitete ein Sender nur dann, wenn der andere pausierte. Ab dem 7.Oktober 1957 wurden zeitweise Unregelmäßigkeiten in den Impulsen festgestellt. Am 8.Oktober 1957 nach nur 4 Tagen nach dem Start, fiel dann der Sender auf der Frequenzen 20.005 MHz aus. Der zweite Sender auf der Frequenz 40.002 MHz, funktionierte danach noch bis die drei Schwefel-Zink-Batterien am 27.Oktober 1957 erschöpft waren. Sputnik-1 hatte eine Lebensdauer von insgesamt 92 Tagen, bis er am 4.Januar 1958 in dichteren Atmosphärenschichten verglühte. Dabei legte er auf seinen Flug eine Strecke von ca. 60 Millionen km zurück und umrundete 1.440 mal die Erde.
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Satellit | Objekt Nr. | Frequenzen | Start | Funktionsende | Verglüht | Nation |
Sputnik-1 | 00002 |
20.005 40.002 |
04.Oktober 1957 | 27.Oktober 1957 | 04.Januar 1958 | Sowjetunion |
Satellit | Objekt Nr. | Frequenz | Start | Funktionsende | Verglüht | Nation |
TIROS-4 | 00226 | 136.230 | 08.Februar 1962 | 30.Juni 1962 | Noch im Orbit | USA |
TIROS-4 am 12.Juni 1962 ab 17:09MEZ im 1782.Umlauf auf 136.230MHz Der TIROS-4 sendete auf 136.230 MHz eine Tracking Beacon mit einer Sendeleistung von 50 mW aus. Zu hören ist die Tracking Beacon des Satelliten als pfeifender Träger. Das Signal schwindet öfters und die Frequenz wird mehrmals korrigiert. Zusätzlich wird eine Zeitmarkierung auf der Aufzeichnung eingeblendet, welche die Sekundenimpulse als Kurzton und die vollen Minuten als Langton markiert.
Ariel-1 (nach dem Luftgeist der Kabbala) wurde von britischen Wissenschaftlern
entwickelt (daher auch die zweite Bezeichnung "UK" für United Kingdom) und mit
Unterstützung der NASA in die Umlaufbahn gebracht. Die zylindrische
Satellitenform mit einem Durchmesser von 58 cm und einer Höhe von 27 cm, wurde
oben und unten durch zwei flache Kugelschalen von jeweils 13,5 cm Höhe
abgeschlossen. Auf der oberen Kugelschale befand sich ein Aufsatz der
verschiedene Meßgeräte umschloß. Außerdem waren vier Stabantennen auf dieser
Kugelschale angebracht. Am Ansatz der unteren Kugelschale waren vier
paddelartige Solarzellenausleger und vier weitere stabförmige Ausleger von je
1,20 m Länge befestigt. Zwei der zuletzt genannten Ausleger trugen an ihren
Enden Meßinstrumente bzw. stellten Antennen dar. In dem zylindrischen Teil der
Gerätezelle befand sich die elektronischen Anlagen der Meßgeräteausrüstung, die
Funkanlagen und die Speicherbatterien. Der am 26.April 1962 in Kap Canaveral mit
einer Delta DM-19 Rakete gestartete Ariel-1, diente hauptsächlich der
Untersuchung der Ionosphäre, sowie verschiedener solarer und kosmischer
Stahlungen und ihren Einflusses auf die Ionosphäre. Ariel-1 hatte eine Masse von
59,7 kg und erreichte eine Umlaufbahn zwischen 390 km Perigäum und 1215 km
Apogäum Höhe. Die Bahnneigung (Inklination) betrug 53,86°.
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Satellit | Objekt Nr. | Frequenz | Start | Funktionsende | Verglüht | Nation |
Ariel-1 / UK-1 | 00285 | 136.408 | 26.April 1962 | 13.Juli 1962 | 24.Mai 1976 | Großbritannien |
Ariel-1 am 12.06.1962 von 18:32-18:48MEZ 671.Umlauf auf
136.408MHz Ariel-1 bis 03:12MEZ auf 136.408MHz Der Ariel-1 sendete auf 136.408 MHz ein Datensignal in PFM-PM mit einer Sendeleistung von 250 mW aus. Das Datensignal hörte sich dabei wie eine Art plätschern an. Empfang des Kosmos-5 / Sputnik-15 Kosmos-5 ist ein russischer Forschungssatellit, der am 28.Mai 1962 mit einer Kosmos-63S1 Trägerrakete von dem damals geheim gehaltenen Kosmodrom in Kapustin Jar gestartet wurde. Seine Umlaufbahn hatte eine Höhe von nur 203 km im Perigäum und 1600 km im Apogäum. Bei einer Bahnneigung (Inklination) von 49,0°, brauchte er 102,75 min für eine Erdumrundung. Kosmos-5 untersuchte die Strahlung, die durch den amerikanischen Atomtest "Starfish" am 9.Juli 1962 in großer Höhe über dem Pazifik entstanden war. Er wies nach, dass als Folge dieser Explosion die Stahlungsintensität in verschiedenen Höhen stark zunahm und sich ein künstlicher Strahlungsgürtel herausbildete. Ursprünglich war Kosmos-5 wie sein Vorgänger Kosmos-3 (beide vom Typ 2MS) zur Messung der solaren Strahlung und deren Veränderung, sowie des natürlichen Strahlungsgürtels der Erde vorgesehen. Seine gewonnenen Meßdaten speicherte er in einem Datenspeicher und sendete diese mit einem Mehrfach-Meßkanal-Telemetrie-System zur Erde. Der Downlink des Senders arbeitete damals in einem für sowjetische Satelliten oft verwendeten Frequenzbereich im Kurzwellenband. Die Frequenz 20.005 MHz wurde dabei auch schon von Sputnik-1 verwendet. Nach einer Lebensdauer von weniger als ein Jahr, ist Kosmos-5 am 2.Mai 1963 in der Erdatmosphäre verglüht.
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Satellit | Objekt Nr. | Frequenz | Start | Funktionsende | Verglüht | Nation |
Kosmos-5 / Sputnik-15 | 00297 | 20.005 | 28.Mai 1962 | ? | 02.Mai 1963 | Sowjetunion |
Kosmos-5 am 23.06.1962 von 19:43-20:18MEZ 375.Umlauf auf 20.005MHz Kosmos-5 am 23.06.1962 ab 21:43MEZ auf 20.005MHz
Auf insgesamt drei aufgezeichneten Überflügen des Kosmos-5, welche ich auf den Tonbändern gefunden habe, ist immer nur ein Impulssignal mit der gleichen Länge und Abstand empfangen wurden. Die Impulse haben dabei eine Länge von ca. 760 ms. Die Pausen dazwischen sind mit ca. 160 ms relativ kurz. Die Impulse sind radiokodierte Strahlungsdaten, welche in einer ähnlichen Art übertragen worden sind, wie man es schon beim Sputnik-1 getan hatte. letzte Änderung: 27.09.2017 |