Das Satellitenprogramm des Iran

Autor: Maik Hermenau

Der Iran ist nach der UdSSR/Russland, USA, Frankreich/Europa, Japan, China, Großbritannien, Indien und Israel die 9.Raumfahrtnation, welche in der Lage ist mit eigenen Trägersystemen Satellitennutzlasten in eine Umlaufbahn zu befördern. Zwecks anfangs magelter Erfahrung sind die ersten Starts einer noch jungen Raumfahrtnation noch recht bescheiden. Die Trägerraketen können nur leichte Satellitennutzlasten in relativ niedrigen Umlaufbahnen transportieren und die Satelliten haben nur sehr einfache Funktionen. Trotzdem ist es sehr interessant den Fortschritt eines jeden Starts mit den immer mehr verbesserten Systemen zu verfolgen. Einen ersten Versuch im Bau von Satelliten gelang es dem Iran zusammen mit Russland schon mit dem Satelliten Sinah-1, der mit einem Multistart von Kleinsatelliten am 28.Oktober 2005 mit einer russischen Kosmos-3M Trägerrakete in die Umlaufbahn gebracht worden war. Der Sinah-1 war mit dem RS-25 Sender ausgestattet, der im 70-cm Amateurfunk-Satellitenband auf 435,325 MHz Telemetrie in Morse-Kode und Datenpakete gesendet hatte.

Omid (1.Satellitenstart des Iran)

Am 02.Februar 2009 um 19:30 Uhr MESZ wurde der erste eigene iranische Satellit mit dem Namen Omid (dt. Hoffnung) mit einer Safir-2 (dt. Gesandter) Trägerrakete vom Weltraum-Startgelände in Semnan, Iran Ansicht bei Google Maps gestartet. Der Satellit diente rein nur zur Demonstration. Seine Fähigkeiten waren eher begrenzt. Zur Stromversorgung besaß Omid nur eine Batterie und keine Solarzellen. An seinen Außenseiten waren insgesamt 8 UHF-Antennen angebracht. Omid hatte eine Masse von 27 kg mit einer Größe von 40 x 40 x 40 cm. Vom Bahnelement des 2.Umlaufes her befand er sich in einer 242 x 381 km hohen Umlaufbahn mit einer Bahnneigung von 55,5° und einer Sinkgeschwindigkeit von ~ 200 m pro Tag.


Omid Satellit © Iranian Space Agency

Bei der ITU (International Telecommunication Union) wurde für den Omid als Downlink die Frequenz 465,000 MHz angegeben. Für den Empfang von Telemetrie und der Kommandoübermittlung gibt es im Iran drei Bahnverfolgungsstationen. Zusätzlich zu diesen gibt es noch vier mobile Empfangsstationen.


Mobile Empfangsstation © Iranian Space Agency

Bereits am 03.Februar 2009 zwischen 19:38-19:46 Uhr MEZ konnte ich die ersten Signale auf 465,000 MHz empfangen. Die Signale hatten zu diesem Überflug und in der gesamten restlichen aktiven Zeit ein starkes Fading. Die Lage des Satelliten war nicht stabilisiert und somit drehte er sich sehr stark, was eine ständige Veränderung der Polarisation zur Folge hatte. In den ersten Flugtagen hatte Omid nur in den Umläufen gesendet, welche direkt auch über den Iran verliefen. Gesendet wurde da vor allem Telemetriedaten in 300bps FSK-Manchester. Dem Dekodier-Spezialisten Jakub Hruska von www.r00t.cz aus Tschechien war es am 04.Februar 2009 gelungen, zwischen den Telemetriedaten die kurze Klartext Messages: "In the name of Allah. Allahomma Ajjel LeValiekal Faraj. Islamic Republic of Iran Omid Sat." in ASCII zu dekodieren, welche einmal pro Minute in den letzten vier Zeilen des Frames gesendet worden ist.

Omid am 05.02.09 auf 465.000MHz mit Telemetrie

Ab dem 06.Februar 2009 war vom Omid keine Telemetrie mehr zu empfangen. Er sendete ab dann nur noch bis zum Funktionsende in seinem zweiten Sendemodus einen 1-kHz-Ton (Test Signal oder Pilotton ?) aus. In den Tagen zuvor hatte Omid in den aktiven Überflügen praktisch durchgehend gesendet. Nach 7 Tagen begann Omid am 09.Februar 2009 in einem festen Sende-Zyklus zu arbeiten. Omid sendete für ca. 21 Sekunden lang den 1-kHz-Ton, gefolgt von einer Sendepause von ca. 99 Sekunden. Das bedeutete das Omid 30x pro Stunde sendete und den folgenden Sende-Fahrplan dafür nutzte.

Stunde/Minute/Sekunde

xx:x1:15 Uhr
xx:x3:15 Uhr
xx:x5:15 Uhr
xx:x7:15 Uhr
xx:x9:15 Uhr

Omid am 07.02.09 auf 465.000MHz mit einem 1-kHz-Ton

Zwischen dem 11. bis 16.Februar 2009 konnte ich keine Signale mehr vom Omid auf der 465,000 MHz empfangen. Erst ab dem 17.Februar 2009 war er im Überflug ab 16:01 Uhr MEZ wieder mit den gewohnten 1-kHz-Ton Durchgängen hörbar. Das waren dann nach 16 Flugtagen aber auch wirklich die letzten Signale die ich von ihm empfangen konnte. Offiziell hatte Omid erst am 19.März 2009 sein Missionsende. Am 25.April 2009 hatte er dann auch schließlich sein Lebensende erreicht und ist in der Erdatmosphäre verglüht.

Rassad-1 (2.Satellitenstart des Iran)

Am 15.Juni 2011 um 11:45 Uhr MESZ wurde der zweite eigene iranische Satellit mit dem Namen Rassad-1 (dt. Beobachtung) mit einer Safir-2 (dt. Gesandter) Trägerrakete vom Weltraum-Startgelände in Semnan, Iran Ansicht bei Google Maps gestartet. Der von der Malek-Ashtar Universität entwickelte und gebaute Satellit diente zur Erdbeobachtung. Er war in der Lage hochauflösende Bilder mit einer Auflösung von 150 m pro Bildpunkt zu schießen. Rassad-1 hatte eine Masse von 15,3 kg und befand sich zum Zeitpunkt des 1.Umlaufes in einer 243 x 292 km hohen Umlaufbahn mit einer Bahnneigung von 55,6°. Äußerlich war er mit Solarzellen ausgestattet, welche seine Stromversorgung für die komplette Lebenszeit aufrecht halten sollte. Im Gegensatz zur Aussage von den iranischen Medien, wo der Rassad-1 mehrere Monate aktiv sein sollte, konnte man bereits von den ersten Bahnelementen eine sehr starke steht's ansteigende Sinkgeschwindigkeit von mehreren Kilometern pro Tag beobachten. Aus diesen Werten war vorauszusehen, daß sich Rassad-1 bis zu seinem verglühen in der Erdatmosphäre, gerade mal 3 Wochen in einer Umlaufbahn befinden wird.


Rassad-1 Satellit

Bei der ITU (International Telecommunication Union) wurden für den Rassad-1 die Frequenzen 401,000 und 465,000 MHz angegeben. Die 465,000 MHz wurde wie schon beim Omid für die Übertragung von Telemetrie verwendet. Die Aussendungen waren wie auch schon beim Omid weltweit empfangbar. Die zweite Frequenz 401,000 MHz welche für Signale von max.150 kHz Bandbreite reserviert war, wurde dann für die Übertragung der hochauflösenden Bilder verwendet. Auf dem Bild unten aus der Kontrollstation kann man ein 50 kHz breites Spektrum auf 401,000 MHz sehen, was ein recht schmalbandiges Signal mit zwei Signalspitzen zeigt. Während der ganzen aktiven Zeit des Rassad-1, konnte ich keine Aussendungen auf dieser Frequenz beobachten. Die Übertragung mit den Bilder wurde sicher nur auf Kommando in Funksicht zu den iranischen Bahnverfolgungsstationen begonnen. Leider aber haben sich die Footprint vom Iran und meines Standortes durch die geringe Flughöhe nicht überschnitten, so daß kein Monitoring möglich war.

In den letzten beiden Überflügen des 18.Juni 2011 um 10:59 und 12:35 Uhr MESZ, konnte ich die ersten Signale mit Telemetrie von ca. 11 Sekunden Länge auf der 465,000MHz empfangen. Das Signal war ohne Fading an einer VHF-Groundplane sehr gut empfangbar. Nach meiner Beobachtung von mehreren Überflügen, konnte ich am 20.Juni 2011 wie damals schon beim Omid einen Sende-Zyklus feststellen. Es wurde zu festen Zeiten aller 6 Minuten insgesamt 10x pro Stunde ein Datenpaket vom Rassad-1 ausgesendet. Dies ergab den folgenden Sendefahrplan.

Stunde/Minute/Sekunde

xx:05:35 Uhr
xx:11:35 Uhr
xx:17:35 Uhr
xx:23:35 Uhr
xx:29:35 Uhr
xx:35:35 Uhr
xx:41:35 Uhr
xx:47:35 Uhr
xx:53:35 Uhr
xx:59:35 Uhr

Rassad-1 am 21.06.2011 um 10:47MESZ auf 465.000MHz

Die Einschaltzeiten wanderten dabei um ca. 3-4 Sekunden pro Tag nach vorn. Ab dem 22.Juni 2011 fing Rassad-1 an, in einem zweiten Sendemodus mit einem verkürzten Datenpaket und einem langen 1-kHz-Ton (Test Signal oder Pilotton ?) ähnlich wie damals auch schon bei den Aussendungen des Omid zu arbeiten. Die Durchgänge hatten eine Länge von ca. 60 Sekunden. Hierfür wurde dann auch ein eigener Sende-Zyklus genutzt. In diesem Fall sendete man aller 2 Minuten insgesamt 30x pro Stunde und nutzte den folgenden Sendefahrplan.

Stunde/Minute/Sekunde

xx:x1:25 Uhr
xx:x3:25 Uhr
xx:x5:25 Uhr
xx:x7:25 Uhr
xx:x9:25 Uhr

Rassad-1 am 24.06.11 um 08:49MESZ auf 465.000MHz

In den folgenden Flugtagen wurden die beiden Arten von Aussendungen je nach Umlauf vor oder nach den Überflügen über den Iran gewechselt. Ab dem 27.Juni 2011 arbeitete Rassad-1 bis zu seinem Lebensende dann nur noch im Sende-Zyklus aller 6 Minuten. Bedingt durch die kurzen Überflüge von max. 6-7 Minuten Länge, erschwerte es das Monitoring sehr, da man in vielen Überflügen durch die langen Pausen und ungünstigen Zeitpunkten nichts hören konnte. In den frühen Morgenstunden des 06.Juni 2011 ist dann Rassad-1 nach 21 Flugtagen gegen 9 Uhr MESZ in der Erdatmosphäre verglüht ist. Die letzten Signale mit Telemetriedaten konnte ich nur wenige Stunden zuvor im letzten Überflug mit hoher Elevation um 03:40:43 Uhr MESZ auf 465,000 MHz empfangen.

Navid-e Elm-o Sanat (3.Satellitenstart des Iran)

Am 03.Februar 2012 um 01:04 Uhr MEZ wurde der dritte eigene iranische Satellit mit dem sehr langen Namen Navid-e Elm-o Sanat (dt. Evangelium von Wissenschaft und Technologie) mit einer Safir-1B (dt. Gesandter) Trägerrakete vom Weltraum-Startgelände in Semnan, Iran Ansicht bei Google Maps gestartet. Der Satellit welcher von Studenten der "Iran University of Science and Technology" gebaut worden ist, hatte die Aufgabe Wetterdaten zu sammeln und mögliche Naturkatastrophen zu beobachten. Für diesen Zweck war er mit einer Kamera ausgestattet, welche s/w Bilder mit einer Auflösung von 550 m pro Bildpunkt erzeugen konnte. Der 50 x 60 cm große Satellit mit einem Gewicht von 50 kg, war wie auch schon sein Vorgänger Rassad-1 an seinen Außenseiten mit Solarzellen ausgestattet, welche als Energiequelle dienen. Im ersten verfügbaren Keplerelement befand sich Navid in einer 275 x 374 km hohen Umlaufbahn mit einer Bahnneigung von 56°. Im Vergleich zum Rassad-1 besitzt Navid eine höhere und deutlich stabilere Umlaufbahn mit einer geringeren Sinkgeschwindigkeit von anfangs ~ 600 m pro Tag.


Navid Satellit © Payvand Iran News

Beim Navid gab es diesmal keine Angaben über die genutzten Frequenzen. Bei der ITU (International Telecommunication Union) wurde er leider nicht gelistet. Nur an Hand von Fotos, konnte man von den Längen der Antennen her darauf schließen, daß er wie seine Vorgänger auch wieder das 70-cm-Band nutzen wird. Nach genauer Beobachtung verschiedener Überflüge an mehreren Tagen, konnte ich schließlich am 05.Februar 2012 um 01:37:50 Uhr MEZ, nur 4° über dem Horizont im Südosten und ca. 30 Sekunden vor LOS, den Beginn einer Telemetrie-Übertragung auf 465,000 MHz empfangen. Das war der Beweiß das Navid wie auch schon Omid und Rassad-1 zuvor, wieder die gleiche Frequenz für die Übertragung von Telemetrie nutzte. Zu dem Zeitpunkt meines Hörens befand sich der Satellit ca. 5° über dem Horizont des Iran's. Das konnte nur bedeuten, daß man beim 3.Satelliten dazugelernt hatte und die Aussendungen aller Signale erst auf Kommando der iranischen Bahnverfolgungsstationen begannen. Ein weltweiter Empfang seiner Signale war somit nicht möglich. Am 02.April 2012 ist Navid schließlich nach einer fast dreimal so langen Lebenszeit im Vergleich zu seinen Vorgängern Omid und Rassad-1, nach 60 Flugtagen in der Erdatmosphäre verglüht.

Navid auf 465.000MHz (Von einem nicht genannt werden wollenden Spender.)


letzte Änderung: 11.04.2012

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