M.D. Oslender ein Pionier des Satellitenempfangs | Autor: Maik Hermenau |
Der am 18.Januar 1934 in Bonn geborene Manfred-Dieter Oslender, Sohn eines Ingenieurs,
hatte bereits frühzeitig Ende der 50er Jahre Interesse am Funk gefunden. Zu dieser Zeit
wohnte er noch im Elternhaus, in der Drachenfelsstraße 18, der damals noch selbständigen
Stadt Bad Godesberg und besaß einen Schreibwarenladen in der Wurzerstraße 9. In der
Dachkammer des Elternhauses hatte er sich eine Beobachtungsstation eingerichtet, die mit
den Jahre immer mehr gewachsen war. Seit dem Flug von Sputnik-1 war Dieter Oslender mit
der funktechnischen Satellitenbeobachtung dabei. Er war fasziniert von den Funksignalen
aus dem Weltraum und sehr gewissenhaft bei seinen Aufzeichnungen. |
Es ist ihm schließlich gelungen, aus privaten Mitteln und ohne kostspielige Geräte,
sehr genaue und brauchbare Ergebnisse für die noch frühe Weltraumforschung zu erzielen.
Zu seiner funktechnischen Ausstattung Mitte der 60er Jahre gehörte ein Drake
Kurzwellenempfänger Model 2-B, mit einen Empfangsbereich von 3,5-30 MHz und den
Modulationsarten SSB, CW und AM. Als Zusatzgeräte hatte er einen Oszillographen HM-107
von HAMEG, zum sichtbar machen elektrischer Schwingungen für z.B.
Doppler-Effekt-Messungen, verschiedene Registrierstreifenschreiber für
Feltstärkenmessungen, ein Tonbandgerät für den Signal-Mitschnitt über ein Mikrofon,
einen Panoramaempfänger für die Ansicht eines kleinen Teils des Frequenzspektrums, sowie
verschiedene Frequenzkonverter. Weiter hatte er eine Wendel-Antenne (Helical-Antenne) mit
einen Parabolspiegelreflektor für den Frequenzbereich von 136-138 MHz, mit den
geschätzten Maßen von 3 Meter Länge und 1,5 Meter Durchmesser. Am Fuß befand sich ein
Antennenrotor für eine horizontale und vertikale Nachführung. Hauptsächlich wurde die
Wendel-Antenne für den Empfang amerikanischer umlaufender Satelliten genutzt, welche
diesen Frequenzbereich damals hauptsechlich verwendet haben. Den empfangenen
Frequenzbereich von 136-138 MHz setzte man mit einen Konverter, in den Frequenzbereich von
28-30 MHz des Kurzwellenempfängers um. Damit war er die erste private
Satellitenbeobachtungsstation in Welt-Deutschland, welche den Frequenzbereich von 136-138
MHz beobachten konnte. Bis vor 1966 wurden so über zehntausend Einzelbeobachtungen in den
verschiedensten Beobachtungsmethoden im Bereich von 136-138 MHz von Dieter Oslender
durchgeführt. Mit Hilfe der Zeitmessung der Satellitenüberflüge und der genauen
Beobachtung des Doppler-Effektes war es Dieter Oslender möglich, eine genaue
Umlaufbahnvorhersage für seinen Beobachtungsort zu berechnen.
Fotos der privaten Bonner Satelliten- und Weltraum-Beobachtungstation in Bad Godesberg von 1962-1966. |
Beobachtungsstation im September 1962. |
Beobachtungsstation im September 1962. |
Nachführbare Wendel-Antenne für 136-138 MHz mit einem Parabolspiegelreflektor. Diese Richtstrahlantenne ist durch ihre kreisförmige Polarisation besonders für den Satellitenempfang geeignet. |
Beobachtungsstation im Jahr 1965, von links nach rechts: Streifenschreiber, KW-Empfänger Drake Model 2-B, Drake-Lautsprecher, HAMEG-Oszillograph HM-107, auf dem Drake ein Konverter vermutlich 136-138 MHz |
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Im Dezember 1963 wurde der amerikanische Tiros-8 Wettersatellit
gestartet, welcher der erste Wettersatellit war der durchgehend
Wetterbilder im APT-Verfahren gesendet hatte und somit weltweit
zu empfangen war. Die Bildsignale wurden von Dieter Oslender mit
seiner Wendel-Antenne für 136-138 MHz empfangen und mit dem
Konverter in den Empfangsbereich des Kurzwellenempfängers von 28-30
MHz konvertiert. Danach wurden die Signale mit Hilfe eines
FM-Demodulators in Bildimpulse umgesetzt und an einen
Telebildschreiber geleitet, der die Wetterbilder mit einer
helligkeitsgesteuerten Lampe auf lichtempfindliches Papier
zeichnete. Auch hatte Dieter Oslender in der Mitte der 60er Jahre EME-Empfang (Erde-Mond-Erde) mit einer Gruppenanordnung von Wendel- oder Yagi-Antennen experimentiert. Hierbei war es ihm gelungen, die gesendeten Signale aus Puerto Rico in Richtung Mond, einmal um den halben Erdball wieder in Bonn zu empfangen. |
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Mitte der 60er Jahre hatte Dieter Oslender seinen Schreibwarenladen
aufgegeben und sich nur noch die meiste Zeit seinem Hobby gewidmet. Im Jahre
1967 kaufte er sich dann schließlich ein Einfamilienhaus in Bonn im Stadtteil
Röttgen, Am Alten Forsthaus 48
Ansicht bei Google Maps, mit viel Platz für seine Empfangsanlagen und die
Vielzahl von Antennen. Im Keller des Einfamilienhauses hatte Dieter Oslender
seine Funktechnik in einer Gerätewand aus Sperrholz untergebracht, welches
augenscheinlich schon den Eindruck einer professionellen
Satellitenbeobachtungsstation machte. Im gleichen Jahr veröffentlichte Dieter
Oslender die erste Ausgabe seines Buches "Satelliten selbst beobachten" beim
Frech-Verlag Stuttgart-Botnang. Dieses Buch war sehr lange Zeit das einzige
deutschsprachige Nachschlagewerk über damals bisher alle gestarteten
Raumflugkörper. Die zweite, leicht überarbeitete Ausgabe dieses Buches erschien
dann im Jahre 1969. In dem Buch berichtete Dieter Oslender unter anderen, daß er
am Unglückstag des bemannten Raumfluges von Sojus 1, mit dem Kosmonauten
Wladimir Komarow, die letzten Funksignale vor dem Funk-Blackout am 24.April 1967
bis 04:15 Uhr MEZ auf 20.008 kHz in AM verfolgen konnte. Nur ganze 9 Minuten
später war um 04:24 Uhr MEZ Kosmonaut Wladimir Komarow, wegen dem sich nicht
entfalteten Hauptfallschirms tötlich verunglückt. |
4-inch Refraktor (Linsenfernrohr) auf der Terrasse des Elternhauses in Bad Godesberg. |
4-inch Refraktor (Linsenfernrohr) mit angeflanschten Fotoapparat. |
Die Zündung der Saturn-4B von Apollo-12 mit der austretenden Wolke aus flüssigen Oxgen/Hydrogen, erschien größer als der Monddurchmesser. Rechts unten im Bild ist die Bahnspur des amerikanischen Ballonsatelliten Pageos-1 der einen Duchmesser von 30,5 m hatte. |
Beobachtungsstation im Keller des Einfamilienhauses in Bonn-Röttgen 1969. |
Dieter Oslender arbeitete ab den 60er Jahren sehr eng u.a. mit den Gleichgesinnten
Satellitenbeobachtern Richard S. "Dick" Flagg, AH6NM, ein Radio-Astronom aus
Gainesville, Florida, USA und Sven
Grahn, ein Space-System Ingenieur aus Sollentuna, Schweden zusammen, wo man sich oft
gegenseitig mit Informationen versorgte und einige gemeinsame Veröffentlichungen in
Fachzeitschriften machten. Mit Prof.
Heinz Kaminski von der Schul- und Volkssternwarte Bochum gab es leider wenige
Kontakte, und höchstens nur zwei oder drei Treffen während der gesammten aktiven Zeit.
Fast ständig Kontakt gab es auch zu den Brüder
Judica-Cordiglia in Turin, Italien und der Satellitenbeobachtungsstation
"Junge Welt" in Ost-Berlin, wo man sich gegenseitig mit Frequenzen
ausgetauscht hatte. Im Jahre 1973 veröffentlichte Dieter Oslender seine erste Ausgabe des Buches "Kurzwellenjagd", in der Topp Buchreihe Elektronik des Frech-Verlag Stuttgart-Botnang, wo im Jahr 1975 darauf eine zweite ergänzte Auflage des Buches erschien. In diesen Buch konnte man alles über die Kurzwelle, ihre Ausbreitung, sowie ihre Bedeutung für den Rundfunkempfang und das Nachrichtenübermittlungswesen erfahren. Zudem gibt es viel Wissenswertes über dem Selbstbau von den unterschiedlichsten Typen von Kurzwellen-Antennen. In dem Buch schrieb er auch, daß in dem Weltraumfunk-Frequenzband von 19.990-20.010 kHz, mehr als 400 sowjetische Kosmos-Erdsatelliten zu empfangen waren. Ab der Mitte der 60er Jahre fing Dieter Oslender auch an, sich mit der Radio-Astronomie zu beschäftigen. Seine ersten Beobachtungen auf diesen Gebiet waren im Langwellenfrequenzbereich, wo er die Radiostrahlung der Sonne gemessen hatte. Hierfür wurde an einer Langwellenantenne ein Konverter betrieben, der den Frequenzbereich für den Kurzwellenempfänger von 10-600 kHz auf 3,5-4,0 MHz konvertierte. Zur genauen Registrierung der Radiostrahlung wurde ein Registrierstreifenschreiber genutzt. Später machte er auch radioastronomische Beobachtungen auf 18-30 MHz des Jupiters und auf 100-430 MHz der Sonne und anderen kosmischen Radioquellen. Bei seiner zweiten Reise in die USA 1979, besuchte er viele Gleichgesinnte Satellitenbeobachter mit denen er sich rege ausgetauscht hatte. Bei dieser Reise wurde auch von ihm Houston/Texas besichtigt.
1) 2x KW-Empfänger Drake Model 2-B mit Drake-Lautsprecher 2) HAMEG-Oszillograph HM-107 3) Tonband 4) Panoramaempfänger 5) Netzteile 6) Voltmeter für Netzspannung 7) Tongenerator 8) KW-Vorverstärker 9) Netzteile 10) LED-Uhr 11) Rotor-Steuergerät 12) Streifenschreiber 13) Rotor-Steuergerät 14) Stereo-Verstärker 15) 4x Frequenzkonverter 16) Streifenschreiber 17) Panaoramaempfänger 18) KW-Empfänger 922
Im November 1977 wurde der erste geostationäre Wettersatellit
"METEOSAT-1" für Europa in den Orbit gebracht. Zum Empfang ab Anfang
der 80er Jahre dieses damals noch sehr hoch erscheinenden
Frequenzbereiches, wurde eine Parabolantenne mit einen Durchmesser
von 1,20 m von Dieter Oslender verwendet. Als Erreger wurde ein
Rohrstrahler oder Halbwellendipol mit Reflektor eingesetzt. Das
Bildsignal gelangte von einen Vorverstärker an einen
Wetterfax-Konverter, der es auf 137,5 MHz konvertierte und an den
Wraase FX-666 137-MHz-Wettersatellitenempfänger weitergab. Die
übermittelten Bildsignale wurden dann wieder mit Hilfe eines
Demodulators und eines Bildspeichers, an den Telebildschreiber
ausgedruckt oder auf einen Monitor nur angeschaut bzw. auch von dort
abfotografiert. Im gleichen Zeitraum fand er auch das Interesse am
Satellitenfernsehn, wo der direkte Heimempfang in Deutschland noch
weitgehend unbekannt war. Ab 1982 hatte bei Dieter Oslender die EDV Einzug gehalten, da er sich einen ZX Spectrum Z80 Heimcomputer von SINCLAIR kaufte. Dieser Rechner hatte eine 3,5 MHz schnelle Zilog Z80 CPU, 48 KByte internes RAM sowie eine Grafikauflösung mit 256 x 192 Bildpunkten bei 8 Farben. In der gleichen Zeit lernte Dieter Oslender den damaligen Studenten der Informatik an der TH Darmstadt, Rainer Steinbrecher, DG7FAE, kennen. Dieser hatte damals Satellitenbahnen-Berechnungsprogramme angeboten und später für Dieter Oslender weitere Programme für die Radio-Astronomie und Datenverarbeitung geschrieben. Schon ab ca. 1979 wurden mehrmals in der Woche vom Goddard Space Flieght Center der NASA, Bahnelemente per Brief an Dieter Oslender übersandt. Mit diesen Bahnelementen konnte er ab 1985, Bahnberechnungen mit dem ZX Spectrum Z80 und dem Satellitenbahnen-Berechnungsprogramm von Rainer Steinbrecher durchführen. Ab dem Anfang der 90er Jahren gab es dann auch die Möglichkeit, Bahnelemente über das Bulletin Board System OIG (Orbital Information Group) der NASA einzuholen. |
Ausgedruckte Grafiken des SINCLAIR ZX Spectrum Z80. Links, Satellitenbahnen-Berechnungsprogramm Rechts, Registrierung einer radioastronomischen Messung der Sonne auf 11 GHz vom 15.11.1991 |
Im Jahr 1983 kaufte sich Dieter Oslender mehrer Konverter von Vanguard Electronic aus
den USA. Bei diesen war es möglich, durch wechseln des von außen gestecktem Quarzes, die
Empfangsfrequenz wahlweise zu verändern. Damit konnte er dann u.a. die Phonie Frequenz
auf 142,417 MHz von der sowjetischen Raumstation Saljut-7 empfangen.
Empfang der Raumstation MIR am 23.04.1987 um 20:32MESZ auf 143.625MHz von Dieter Oslender
Empfang der Raumstation MIR am 23.04.1987 um 22:08MESZ auf 143.625MHz von Dieter Oslender Ein Jahre später 1984 erschien dann die dritte und letzte komplett überarbeitete
Ausgabe seines Buches "Satelliten selbst beobachten - 25 Jahre
Weltraumforschung" beim Frech-Verlang Stuttgart-Botnang. |
Wettersatellitenempfangsstation, 1983 von links nach rechts: SAN-137A von SSB-Elektronik, Wraase FX-666, Wetterfax-Konverter mit ext. Sync 2400Hz von UKW-Elektronik, SINCLAIR ZX Spectrum Z80 Heimcomputer (auf dem Schreibtisch) |
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Im Juli 1992 unternahm Dieter Oslender zusammen mit Rainer Steinbrecher eine Informationsfahrt in die Niederlande, wo man Chris van den Berg in Kijkduin bei Den Haag und Peter Jansen, PE1MQC in Zuidlaren besuchte. Chris van den Berg ist seit den 60er Jahren ein Experte auf dem Gebiet der sowjetischen Raumfahrts-Kommunikation und perfekt in der russischen Sprache. Mit diesen Besuch wollte sich Dieter Oslender Anregungen auf dem Gebiet des MIR/Al'tair-Empfangs sammeln. Wenn sich damals die sowjetische Raumstation MIR im Sichtbarkeitsbereich des geostationären Satelliten Luch-0 auf 16° West befand, war es möglich eine 2-Wege-Videoübertragung bis max. 43 min durchzuführen. Peter Jansen, PE1MQC war damals der Entdecker dieser Videoübertragung auf 16° West und modifizierter für diesen Zweck, Satellitenreceiver und LNB's für den Empfang. Die größte technische Schwierigkeit bestand beim Empfang des Al'tair ein LNB zu haben, welches die genutzte Frequenz von 10.835 GHz empfangen konnte. In diesen frühen Jahren des Direktempfangs vom Satellitenfernsehn, boten alle die auf dem Markt erhältlichen 11 GHz LNB's, erst einen Empfang ab 10.950 GHz. Also mußte ein geeignetes LNB gefunden werden, was man technisch so verändern könnte, daß die Al'tair Frequenz ohne große Kompromisse zu erreichen war. Das es letztendlich funktioniert hat, kann man auf den beiden Fotos unten sehen. |
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Nach einem Schlaganfall im Herbst 1998, konnte Dieter Oslender krankheitsbedingt seinem
Hobby leider nicht mehr komplett nachkommen und mußte es schließlich sogar ganz
aufgeben. Ende 2003 nutzte Dieter Oslender die Möglichkeit, mit in das Haus seiner
Freundin und Lebensgefährtin Anne Riegel nach Bonn-Ippendorf zu ziehen. Sein Haus in
Bonn-Röttgen wurde somit im Juni 2004 aufgelößt und verkauft. Ein Teil der Geräte,
Unterlagen und Schautafeln wurden dem Leiter des IUZ in Bochum und Nachfolger von Professor Heinz Kaminski, Herrn Thilo
Elsner gespendet. Am 02.Dezember 2008 ist leider der Pionier des Satellitenempfangs Dieter Oslender, nach langer schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben. Über vier Jahrzehnte hatte Dieter Oslender eine hervorragende private Forschungsarbeit geleistet. Er hatte in diesen Jahren sehr vielfältige Interessen gehabt und eine echte Pionierarbeit auf dem Gebiet der Weltraumforschung vollbracht. Mein Dank geht an Rainer Steinbrecher, DG7FAE, der mich tatkräftig mit Informationen und Fotos unterstützte ! Fotogalerie der Empfangsstationen
von M.D. Oslender letzte Änderung: 13.09.2011 |