APT Empfang von umlaufenden Wettersatelliten | Autor: Maik Hermenau |
Für die heutige Wettervorhersage sind Wettersatelliten einfach unverzichtbar. Aus den Satellitenbildern heraus kann man die meteorologischen Vorgänge im Gesamtbild viel besser beobachten, als man es von Stationen am Boden je machen könnte. Mittels der gewonnenen Wetterdaten von den Satelliten, ließ sich so die Wettervorhersage in den letzten Jahren von drei auf fünf Tage steigern. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Wettersatelliten. Einmal die umlaufenden Wettersatelliten die sich in einer Flughöhe von ca. 800 km über der Erde bewegen und in 12 Stunden jeden Punkt der Erde überfliegen. Zum anderen die Wettersatelliten die sich in einer geostationären Umlaufbahn in 36.000 km Höhe, praktisch an einer festen Position am Himmel verweilen und einen stehts aktuellen Anblick der Wettersituation ermöglichen. Mit dem eigenen Empfang von Wetterbildern kann man sich ein unabhängiges Bild der Lage von Wolkenfeldern und ihre Zugrichtung verschaffen. Die umlaufenden Wettersatelliten sind weniger aufwendig zu empfangen und bieten zugleich auch eine bessere Auflösung der Bilder. Aber auch für denjenigen der sich nicht unbedingt mit der Wettervorhersage beschäftigen möchte, sind selbst empfangenen Wetterbilder immer wieder ein Reiz die Erde aus dem Weltraum zu sehen, so wie es sonst nur Astronauten können. Im Dezember 1963 wurde der amerikanische Tiros 8 (Television and Infra-Red Observation
Satellite) Wettersatellit gestartet. Mit Tiros 8 erprobte man erstmals die
Übertragung von Wetterbildern im APT (Automatic Picture Transmission) Format. Während
eines Umlaufes wurden rund 30 Einzelbilder vom sonnenbeschienenen Teil der Erde, auf ein
Bandaufzeichnungsgeräte im inneren des Satelliten gespeichert. In Funksicht zu einer
amerikanischen Kontrollstation wurden alle bis dahin gespeicherte Wetterbilder auf ein
Kommando, mit dem 30fachen der normalen Aufnahmegeschwindigkeit abgespielt und zum Boden
gesenden. Später wurde dann begonnen eine durchgehende Echtzeit-Übertragung von
Wetterbildern zu realsieren, um einen weltweiten Empfang zu ermöglichen. Zu dieser Zeit
war es aber nur sehr wenigen vorbehalten eigene Wetterbilder empfangen zu können. Es war
sehr aufwendig und setzte die Anschaffung teurer Technik voraus. Da es noch keine
geeigneten Computer gab, wo man die Wetterbilder hätte dekodieren können, mußte man die
Signale anstatt mit Hilfe eines FM-Demodulators in Bildimpulse umsetzen und an einen
Telebildschreiber leiten, der die Wetterbilder mit einer helligkeitsgesteuerten Lampe auf
lichtempfindliches Photopapier zeichnete. Anschließend mußte noch das Photopapier in der
Dunkelkammer entwickelt, fixiert und getrocknet werden, bis man das fertige Wetterbild in
den Händen halten konnte. |
Satellit: NOAA 15 NORAD Nr.: 25338 Downlink-Frequenz: 137.620 MHz APT |
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Satellit: NOAA 18 NORAD Nr.: 28654 Downlink-Frequenz: 137.9125 MHz APT |
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Satellit: NOAA 19 NORAD Nr.: 33591 Downlink-Frequenz: 137.100 MHz APT |
Derzeit gibt es noch drei funktionsfähige NOAA Satelliten, welche noch im analogen APT Format senden. Noch vor einigen Jahren gab es nebenher auch russische umlaufende Wettersatelliten vom Typ Meteor, Resurs, Okean und Sich. Die Meteor und Resurs Satelliten sendeten ähnlich wie die NOAA Satelliten ein Endlosbild, befanden sich aber in einer höheren Umlaufbahn von ca. 1.200 km, hatten eine bessere Auflösung von 2 km, konnten aber nur entweder im sichtbaren oder infraroten Bereich arbeiten. Die Okean und Sich Satelliten hingegen dienten nur zur Eiskontrolle und Sturmbeobachtung des Polarmeeres. Sie wurden nur sporadisch auf Kommando verschiedener russischer Kontrollstationen, in denen von Deutschland aus weit östlichen Überflügen eingeschaltet. Im Vergleich zu den Meteor und Resurs Satelliten, hatten die Okean und Sich Satelliten eine noch sehr viel bessere Auflösung von 200 m im sichtbaren und 600 m im infraroten Bereich. Der letzte russische aktive Wettersatellit der im APT Format senden konnte, war der im Dezember 2004 gestartete Sich 1M. Nach einem teilweise versagen der Oberstufe beim Start, gelangte er in eine zu tiefe Umlaufbahn und hatte somit eine Lebensdauer von nur 15 Monaten. Es gibt noch eine Reihe von amerikanischen untoten Wettersatelliten, die auf den üblich genutzten Frequenzen mit unmodulierten Trägern, Interferenzen mit noch aktiven Wettersatelliten verursachen können. |
Klangbeispiel eines NOAA APT Signal, 2 Zeilen/s Sich 1M am 03.03.2005 auf 137.400MHz, 4 Zeilen/s
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Hard- und Software Alle
umlaufenden Wettersatelliten nutzen für die APT Übertragungen das internationale
Satelliten-Telemetrieband zwischen 137-138 MHz. Die FM-Sender der Satelliten verwenden
eine etwas untypische Bandbreite von 34 kHz. Der Empfang ist somit mit normalen
Funk-Empfängern nicht möglich, da diese eine meist zu schmale Filterbandbreite von nur
12-15 kHz besitzen. Eine zu schmale Filterbandbreite verstümmelt das APT Signal und die
dekodierten Wetterbilder wirken stark gestört. Daher ist für das empfangen von
Wetterbildern im APT Format, ein spezieller Wettersatellitenempfänger nötig. Die wohl
beiden besten Empfänger im Preis/Leistungsverhältnis wären einmal der R2FX von
Holger Eckardt ,DF2FQ und der APT-06 von
Wraase. Beide Empfänger haben eine sehr gute Empfängerempfindlichkeit mit einer
AFC-Schaltung für den Ausgleich des Dopplereffektes.
Für die Dekodierung der empfangen APT Signale zum Wetterbild, hat sich die Software
WXtoImg
(Web-Archiv) von Craig Anderson aus
Neuseeland zu einer der professionellsten entwickelt. In der Freeware-Version von WXtoImg
stehen alle benötigten Grundfunktionen frei zur Verfügung, um atemberaubende Resultat
erzielen zu können. Weitere Funktionen wie z.B. die Erstellung von 3D-Bildern, die
automatische Erzeugung von Web-Seiten mit den eigenen empfangenen Wetterbildern oder die
Steuerung von Empfängern, sind nur bei der käuflichen Standart-Version mit inbegriffen.
Mit dieser Standart-Version ist es dann auch möglich die beiden
Wettersatellitenempfänger R2FX und APT-06, über die serielle Schnittstelle steuern zu
lassen und vollautomatisiert Wettersatellitenbilder empfangen zu können, ohne dabei sein
zu müssen. Über das interne Bahnberechnungsprogramm wird bei erscheinen des Satelliten
die richtige Frequenz/Kanal gewählt und schaltet den Empfänger nach Abschluss des
Empfangs wieder in den Standby. |
WXtoImg im Einsatz
Zukunftsvisonen Der im Februar 2009 gestartete NOAA 19 wird der letzten Wettersatelliten sein, welcher noch analoge APT Signale ausgesendet hat. Bei einer Lebenszeit von ca. 14 Jahren kann man davon ausgehen, dass er noch bei ohne Zwischenfälle, bis zum Jahr 2023 aktiv bleiben kann. Danach wird das analoge APT gänzlich vom zukunftsorientierten digitalen LRPT (Low Rate Picture Transmission) abgelöst worden sein. Im Oktober 2006 wurde der ESA-Satellit MetOp-A gestartet, welcher der erste Wettersatellit ist, der im 137-MHz-Band Wetterbilder im digitalen LRPT Format aussenden konnte. Leider aber hatte er nach wenigen Wochen in der Umlaufbahn eine Fehlfunktion im Instrument des LRPT, so dass dieses dauerhaft deaktiviert werden mußte. MetOp-A am 24.10.2006 auf 137.100MHz LRPT Signal (schmalbandiger Empfang) Das LRPT wird im wesentlichen mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 72.000 oder 80.000 bps in QPSK übertragen. Das Signal selbst hat eine Bandbreite von 100 kHz. Der Fortschritt des digitalen LRPT besteht darin, daß man eine wesentlich bessere Auflösung von 1,09 km liefern kann. Im September 2009 wurde der russische Wettersatellit Meteor M-N1 gestartet. Zu aller Überraschung konnte dieser auch im 137-MHz-Band Wetterbilder im LRPT Format aussenden. Ab dem Sommer 2014 kam der Empfang von digitalen LRPT Wetterbildern mit Hilfe eines RTL-SDR auf.
Meteor M-N1 auf 137.100MHz
POES Spacecraft Status letzte Änderung: 28.02.2013 |