Amateurfunk von Bord des Space Shuttle | Autor: Maik Hermenau |
Owen Garriott, W5LFL der sich schon mehrere Jahrzehnte in seiner Freizeit mit dem
Amateurfunk beschäftigt hatte, meldete vor seinem 1.Raumflug als 2.Skylab-Besatzung im
Juli 1973, Interesse an der Durchführung von Amateurfunk aus dem Weltraum bei der NASA
an. Dies zutun kam aber leider zu spät in der Planung und Entwicklung des Skylab
Programms und wurde deshalb von der NASA abgelehnt. Mit den Space Shuttle Flügen Anfang der 80er Jahre eröffnete sich eine neue
Gelegenheit, Amateurfunk in den Weltraum zu bringen. Die ARRL (American Radio Relay League) und
die AMSAT (Amateur Radio Satellite Corporation) drängten gemeinsam die NASA, ob es nicht
möglich wäre, daß Owen Garriott einen kleinen Transceiver bei seinem Raumflug auf der
STS-9 Space Shuttle Mission mitnehmen könnte. Die NASA willigte den Vorschlag ein, unter
der Voraussetzung das es die Tätigkeiten der Mission nicht behindere, alle
Sicherheitsanforderungen erfüllt werden und der Astronaut nur in seiner Freizeit sich dem
Amateurfunk widmet. Dies war dann nun der Startschuß für das Projekt SAREX (Shuttle
Amateur Radio EXperiment).
Die Space Shuttle Mission STS-9 fand vom 28.November bis 08.Dezember 1983 statt und der Astronaut Owen Garriott, W5LFL war der erste lizenzierte Funkamateur, der Amateurfunk aus dem Weltraum betrieb. Genutzt wurde ein 2-m-Band Motorola MX-340 Handsprechfunkgerät, welches mit einer Sendeleistung von 4,5 Watt arbeitete. Als Antenne verwendete man eine 2-m Loop, die innen am oberen linken Cockpitfenster auf dem Flugdeck in Richtung Erde zeigend montiert war. Der Downlink befand sich hauptsächlich auf der 145.550 MHz. Bei dieser Mission STS-9 war u.a. auch der erste West-Deutsche ESA-Astronaut Ulf Merbold mit dabei, der als Nutzlastspezialist im mitgeführten Spacelab-1 arbeitete. Insgesamt wurden auf diesem Flug mehr als 350 Amateurfunkstationen aus 23 Ländern von Owen Garriott, W5LFL geloggt. Der gesamte Up- und Downlink aus 21 Umläufen, mit einer Dauer von 4,5 Stunden, wurde von Owen Garriott, W5LFL mit Hilfe eines Tonbandgerätes aufgezeichnet. Später nach dem Flug erschienen die Aufzeichnungen in einer gekürzten Fassung als "Amateur Radio in Space - W5LFL Aboard Columbia STS-9", produziert von Stephen A. Mendelsohn, WA2DHF auf Tonband-Kassette.
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W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 1B |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 2A |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 2B |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 3A |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 3B |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 4A |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 4B |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 5A |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 5B |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 6A |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 6B |
W5LFL Aboard Columbia STS-9 - Tape 7A |
Zur Verfügung gestellt von: Werner Haas, DJ5KQ † Mitgründer der AMSAT-DL Dietrich "Dieter" Solf, DJ8DT |
Fast 25 Jahre später flog Richard Garriott, W5KWQ der Sohn von Owen Garriott, W5LFL, im Oktober 2008 als 6.Weltraumtourist mit der Sojus TMA-13 zur ISS. Während seines achttägigen Aufenthaltes auf der ISS, aktivierte er den damals erst neu an Bord gebrachten Kenwood VC-H1 SSTV Communicator und führte eine Reihe von QSO-Kontakte mit Funkamateuren in aller Welt. Vom 29.Juli bis 06.August 1985 wurde die Space Shuttle Mission STS-51-F mit der
Raumfähre Challenger und dem Spacelab-2 durchgeführt. Diese Space Shuttle Mission war
die zweite in der Geschichte des Amateurfunks, wo ein Amateurfunkbetrieb von Bord eines
Raumfahrzeuges durchgeführt worden ist. Die Mission hatte eine hohe Bahnneigung von 49,5
Grad, so daß die Signale auch Funkamateuere bis nach Deutschland erreichen konnten. Der
lizensierte Funkamateur bei diesem Flug war der Astronaut Anthony England mit dem
Rufzeichen WØORE. Wie schon bei der STS-9, hatte man wieder diesmal ein ähnliches 2-m
Handsprechfunkgerät von Motorola Tpy MX-340 mit 5 Watt Sendeleistung dabei. Auf der
Frequenz 145.550 MHz wurde in einem regelmäßigen Sendezykus, eine Morse-Kode
Identifizierung mit der Kennung "WØORE/CHALLENGER" in 15 wpm über einen
FM-Sender übertragen. Neben dem QSO-Betrieb wurden zusätzlich noch SSTV-Bilder aus dem
bordeigenen Videosystem des Space Shuttles, über einen Robot 1200C SSTV Konverter
gesendet. Dabei nutzte man die schwarz/weiss SSTV-Verfahren Robot 8, Robot 12 und Robot
36. |
SSTV in Robot 12 am 05.08.1985 von Greg Roberts, ZS1BI |
SSTV in Robot 12 am 05.08.1985 von Greg Roberts, ZS1BI |
SSTV in Robot 8 am 05.08.1985 von Greg Roberts, ZS1BI |
SSTV in Robot 8 am 05.08.1985 um ca.18:35MESZ von Rainer Steinbrecher, DG7FAE |
SSTV in Robot 8 am 05.08.1985 um ca.21:42MESZ von Rainer Steinbrecher, DG7FAE |
SSTV in Robot 8 am 05.08.1985 um ca.21:42MESZ von Rainer Steinbrecher, DG7FAE |
Morse-Kode Kennung "WØORE/CHALLENGER" der STS-51-F am 05.08.1985
von 18:29-18:38MESZ auf 145.550MHz Zur Verfügung gestellt von Rainer Steinbrecher, DG7FAE SSTV im Robot 8 Verfahren der STS-51-F am 05.08.1985 von 18:29-18:38MESZ auf
145.550MHz Als Vorbereitung für den bevor stehenden STS-61-A Space Shuttle Flug mit deutscher Beteiligung, wo auch wieder ein Amateurfunkbetrieb von Bord durchgeführt werden sollte, simulierten die damaligen ESA-Astronuten Reinhard Furrer, DD6CF (Pilot) und Ernst Messerschmid, DG2KM (Co-Pilot), am 17.August 1985 bei einem Trainingsflug über der BRD in einem kleinmotorischen Flugzeug, die Funksituation so wie sie ähnlich auch bei dem eigentlichen Raumflug sein wird. Dabei sammelten sie auch erste Erfahrungen mit dem Transceiver, den sie dann während der Space Shuttle Mission verwendet hatten. Der Start des Trainingsfluges war um 11:05 Uhr MESZ vom Kölner Flughafen. Außer den beiden zukünftigen Astronauten war auch Horst Ellgering, DL9MH von der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt, sowie ein 3köpfiges Fernsehteam mit an Bord dabei. Als Eingabe wurde die Frequenz 437.275 MHz und als Ausgabe die Frequenzen 145.550 / 145.575 MHz unter dem Kölner Rufzeichen DFØLRK verwendet. Nach dem Start in Köln nahm das Flugzeug seinem Weg über Münster, Osnabrück, Hannover, Kassel, Nürnberg, Heilbronn, Frankfurt und schließlich nach einer Gesamtflugzeit von 4 Stunden und 50 Minuten wieder zurück nach Köln. Geflogen wurde dabei in einer Höhe von max. 12.000 Fuß, etwa 4.000 Meter. Insgesamt wurden ca. 400 Amateurfunkstationen erfolgreich geloggt. Bis heute war es der einzige Amateurfunkbetrieb aus einem fliegendem Flugzeug über Deutschland. Nach der heutigen Gesetzeslage ist eine solche AFu-Aktivität von Bord eines Flugzeuges weitgehend verboten worden. |
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Aero-Mobil / DFØLRK am 17.08.1985 von 11:25-12:50MESZ auf 145.550MHz Zur Verfügung gestellt von Rainer Steinbrecher, DG7FAE Folgende Stationen wurden gearbeitet.: DL4KBM, DL3KAL, DL6LTM, DLØDAB, DJ5VW, DL1EAL, DB8DB, DG5DAM, DF5EO, DLØDZ, DLØRG, DG1DAE, DJ6GE, DJØACA, DJ7ZG, DKØSA, DL3CE, DK9FB, DF6DS, DC6SK, DL3MC, DL5EO, DFØBL, DKØUB, DL8NL, DKØWR, DL1CF, DL4OX, DJ9YW, DL5DO, DL6DJ, DL3KX, DL1YS, DCØOF, DK5A, DB1YS, DC9OF, DD3AR, DB8AT, DL6ODU, DFØAFS, DL1BCF, DL6BAM, DL2BC, DL5BO, DL9YCC, DFØPB, DL9YAS, DL6YBX Aero-Mobil / DFØLRK am 17.08.1985 ab 12:50MESZ auf 145.550 / 145.575MHz Zwischen dem 30.Oktober bis 06.November 1985 wurde die Space Shuttle Mission STS-61-A mit der Raumfähre Challenger und dem Spacelab D-1, was sich in der Nutzlastbucht befand durchgeführt. Es war der letzte erfolgreiche Flug der Raumfähre Challenger vor seinem fatalen Unfall ca. 3 Monate später. Bei der Mission unter deutscher Beteiligung, befanden sich auch die beiden deutschen ESA-Astronauten Ernst Messerschmid, DG2KM und Reinhard Furrer, DD6CF in der Besatzung. Auch das schon bereits mit dem Aero-Mobil Flug getestete Amateurfunk-Equipment, wurde wie geplant im Spacelab-Modul unter dem Rufzeichen DPØSL mitgeführt. Es bestand im einzelnen aus einem Funkgerät, was auf den Baugruppen der Betriebs-Funkgeräteserie KF-164 und KF-454 von BOSCH basierte. Dieses konnte auf den sechs Frequenzen 437.125 / 437.175 / 437.225 / 437.275 / 437.325 / 437.375 MHz im 70-cm-Band empfangen und auf den vier Frequenzen 145.450 / 145.475 / 145.550 / 145.575 MHz im 2-m-Band mit einer Sendeleistung von max. 10 Watt senden. Hauptsächlich wurde die Frequenz 145.575 MHz für den Downlink aus dem Weltraum genutzt. Das Funkgerät konnte neben dem QSO-Betrieb mit maximaler Sendeleistung, auch als eine 1 Watt Funkbake betrieben werden. Dabei wurde im Bakenbetrieb aller 60 Sekunden ein CQ-Ruf mit dem Inhalt "CQ DPØSL RECORD ON TAPE K" in Morse-Kode gesendet. Danach hatten anrufende Funkamateure die Möglichkeit sich registrieren zu lassen. Alle Anrufe wurden automatisch auf einen integrierten Kassenrekorder aufgezeichnet. Die ca. 50 cm lange Funkantenne befand sich erstmals an der Außenseite des Spacelab's und funktionierte als 1/4 Lambda im 2-m und 5/8 Lambda im 70-cm-Band. Am 2.Flugtag der Mission wurde die Amateurfunkstation eingeschaltet und bis zum Ende des 6.Flugtages zeitweilig betrieben. Insgesamt wurden während der Mission, 25 direkte QSO's geführt und 356 Amateurfunkstationen registriert, davon 74 allein aus Deutschland. Es war die dritte Space Shuttle Mission von der ein Amateurfunkbetrieb aus dem Weltraum durchgeführt worden ist.
STS-61-A Ernst Messerschmid / DPØSL am 01.11.1985 von 20:32-20:36MEZ auf
145.575MHz STS-61-A Ernst Messerschmid / DPØSL am 03.11.1985 von 16:23-16:28MEZ auf
145.575MHz Auf insgesamt 28 Space Shuttle Flügen wurde ein Amateurfunk-Equipment an Bord mitgeführt. Der letzte Flug dieser Art war die STS-93 mit dem Space Shuttle Columbia im Juli 1999. Bei dieser Mission gab es einen Kontakt via Amateurfunk zur russischen Raumstation MIR, wo die dortige Langzeitbesatzung der ersten Space Shuttle Kommandantin Eileen Collins gratulierten. Weil zu diesem Zeitpunkt die Space Shuttle regelmäßig die russische Raumstation MIR anflogen und auf dieser der Amateurfunk ein wichtiger Bestandteil war, der auch als ein möglicher sekundärer Kommunikationsweg gepflegt wurde, bestand keine Notwendigkeit mehr zusätzlich noch im Space Shuttle, Amateurfunk-Equipment mit sich zu führen. |
Letzte Änderung: 12.08.2015 |