Die Internationale Raumstation ISS | Autor: Maik Hermenau |
Die Internationale Raumstation ist das größte künstliche von Menschenhand gebaute Objekt im Weltraum und das zugleich teuerste Weltraumprojekt seit den Apollo Mondlandungen in den 60er Jahren. Die Verwirklichung ist nur möglich geworden, da die einst großen Konkurrenten die USA und Russland all ihre Ressourcen in diesem Projekt vereinen. Insgesamt sind noch weitere 14 Länder, darunter auch Deutschland, am Bau und Betrieb der ISS beteiligt.
Der Aufbau der ISS begann am 20.Novenber 1998 mit dem Start des ersten russischen Moduls Sarja (dt. Morgenröte) mit einer Proton-K Trägerrakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan. Mit dem Flug STS-88 des Space Shuttle Endeavour im Dezember 1998, wurde nach nur 16 Tagen das erste amerikanische Modul Unity (dt. Einheit) angekoppelt und die somit zukünftige Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA eingeleitet. Seit dem 02.November 2000 ist die ISS permanent mit einer Besatzung besetzt. Ab da zeichnete sich ab, dass der mehr inoffizielle statt offizielle Name der Internationalen Raumstation "Alpha" lautet. Nach einer ursprünglich geplanten Bauzeit von 5 Jahren konnten die ISS erst mit einer deutlich abgespeckten Form nach 11½ Jahren als fertig gestellt betrachtet werden, auch wenn bis zum heutigen Zeitpunkt noch immer Erweiterungen geplant sind. Jetzt stehen den steht's sechs an Bord befindlichen Personen zweier Langzeitbesatzungen ein Wohn- und Arbeitsraum von 910 m³ zur Verfügung. |
|
|
Die ISS, der einzigen Außenposten der Menschheit, bewegt sich mit der ersten kosmischen Geschwindigkeit von ca. 7.91 km/s oder 28476 km/h in rund 350 km Höhe. Mit einer Inklination (Bahnneigung) von 51.6° überfliegt sie mehr als 95% der bewohnten Erdoberfläche. Pro Tag umrundet sie rund 16 mal die Erde bei einer Umlaufzeit von 93 min. Von Deutschland aus gibt es 6 Überflüge pro Tag mit einer Dauer von maximal 10 min. Die Funkverbindung zwischen dem Raumflugkörper und der Kontrollstation am Boden ist die einzige Möglichkeit Informationen gegenseitig auszutauschen. Daher nutzt man u.a. für die ISS sieben russische und drei amerikanische landgestützte Bahnverfolgungsstationen. Zusätzlich gibt es noch das Bahnverfolgungsschiff "Kosmonaut Wiktor Pazajew", welches als letztes seiner Art der ehemaligen Kosmischen Flotte übrig geblieben ist und heute als Ausstellungsstück des Weltmeeresmuseums im Hafen von Kaliningrad, Russland liegt. Insgesamt haben die russischen Bahnverfolgungsstationen eine Abdeckung von 13% der Umlaufbahn der ISS. Von 16 Umläufen pro Tag ist in 10-11 Umläufen ein Radiokontakt über mindestens eine russische Bahnverfolgungsstation möglich. Die Bahnverfolgungsstationen stammen noch alle aus der Zeit der Sowjetunion und wurden damals als OKIK (dt. Separater Kommando-Mess-Komplex) bezeichnet. Die längste Verbindung über mehrere Stationen kann maximal 24 min betragen. Dies ist zugleich der 1.Überflug in unserer Funksicht bzw. auch der 33.Umlauf welcher z.B. noch vor kurzem für Kopplungen von Sojus und Progress Zubringerschiffen verwendet wurde. Die russischen Bahnverfolgungsstationen und das Flugleitzentrum ZUP (Zentr Uprawlenija Poletami, dt. Zentrum für die Leitung von Flügen) in Koroljow, Russland, was sich 25 km nordöstlich vom Stadtzentrum Moskau's befindet, sind miteinander alle über ein Netzwerk aus Glasfaserleitungen verbunden. Die amerikanischen Bahnverfolgungsstationen werden hauptsächlich nur als Backup für einen möglichen Ausfall vom TDRSS reserviert. Vierteljährlich wird über diese nur ein VHF-Verständigungstest von der ISS aus durchgeführt. |
Rufzeichen | Ort, Land | Koordinaten | Kennung | Ansicht |
RGS-21 | Tyuratam "Dshusaly", Baikonur, Kasachstan | 45,907°N; 63,336°O | DJS | Google Maps |
RGS-24 | Eniseisk, Russland | 58,445°N; 92,270°O | S24 | Google Maps |
RGS-26 | Wulkannyj, Petropawlowsk, Russland | 53,101°N; 158,360°O | PPK | Google Maps |
RGS-27 | Shakhi, Barnaul, Russland | 53,314°N; 83,357°O | BRN | Google Maps |
RGS-33 | Ulan-Ude, Russland | 51,873°N; 107,939°O | ULD | Google Maps |
RGS-34 | Schtscholkowo, Russland | 55,949°N; 37,962°O | SHK | Google Maps |
RGS-35 | Galenki, Ussurijsk, Russland | 44,022°N; 131,756°O | USK | Google Maps |
UZYY | "Kosmonaut Wiktor Pazajew" in Kaliningrad, Russland | 54,706°N; 20,497°O | KVP | Google Maps |
DFRC | Dryden, USA | 34,905°N; 117,862°W | DRY | Google Maps |
WPS | Wallops Island, USA | 37,926°N; 75,475°W | WFF | Google Maps |
WSC | White Sands, USA | 32,500°N; 106,608°W | WHS | Google Maps |
Wegen der Nähe zu Russland liegt auch noch West-Europa im
Einzugsbereich der am westlichsten liegenden russischen
Bahnverfolgsstationen. Das wäre einmal die Bahnverfolgungsstation
RGS-34 in Schtscholkowo, welche sich 7,5 km östlich vom
Flugleitzentrum ZUP befindet und das Bahnverfolgungsschiff
"Kosmonaut Wiktor Pazajew" was im Hafen von Kaliningrad liegt. Schon
ab einer geringen Elevation von ca. 1° über dem Horizont ist die
Aufnahme des Radiokontaktes möglich. Im Regelfall ist der
Radiokontakt kurz vor Ende der ersten Hälfte des Überfluges über
West-Europa hergestellt. Auf diese Weiße kann es so täglich 3-4
Überflüge geben in denen ein
Radiokontakt zur ISS mitverfolgt werden kann. In Europa ist man
somit in der Lage viele wichtige Höhepunkte während eines Raumfluges
zu erleben. Das können z.B. Kopplungen von Sojus
und Progress Zubringerschiffen an die ISS sein. Aber auch bei
Umkopplungen von Sojus Schiffen oder bei der Durchführung von
Orlan-EVA's kann man live dabei sein. Vor kurzem fanden noch während
der
3-Tages
Sojus-Flüge zur ISS die
Kopplungen steht's im 33.Umlauf statt und im 34.Umlauf die Öffnung
der Schotts zur ISS. Beides steht's in der Funksicht zu einer
russischen Bahnverfolgungsstation liegend. Denn es war notwendig
erst den Status über das Telemetriesystem des Sojus Schiffes
abzufragen und nach einer Überprüfung der Daten die Freigabe für den
bevorstehenden Schritt zu erteilen. Die wohl wichtigste Frequenz des russischen VHF-Kommunikationssystems ist die 143.625 MHz, welche für Phonie genutzt wird. Schon am 12.April 1961 sendete der erste Mensch im Weltraum, der Kosmonaut Juri Gagarin, aus der Wostok-1 auf genau der gleichen Frequenz zum Boden. Dies bestädigen einige Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit. Somit ist die 143.625 MHz zweifellos die älteste noch bis heute benutzte Frequenz in der bemannten Raumfahrt. Auf der russischen Raumstation MIR wurde die 143.625 MHz über 15 Jahre lang bis zum Heimflug der letzten Langzeitbesatzung im Juni 2000 als primärer Kommunikationsweg zu den Bahnverfolgungsstationen am Boden verwendet. Noch bevor die ISS mit einer permanenten Besatzung bemannt worden ist, lieferte die Space Shuttle Mission STS-92 im Oktober 2000 die ersten S- und Ku-Band Antennen der ISS für das amerikanische TDRSS, welches wie schon beim Space Shuttle als primärer Kommunikationsweg für eine weltweite Funkverbindung verwendet wurde. Somit ist die 143.625 MHz nur noch für eine sekundäre Nutzung bzw. als Backup auf der ISS deklariert. Auf der Frequenz 143.625 MHz / VHF-1, welche zum Woßchod-M Phonie-Kommunikationssystems gehört, werden heute nur noch unregelmäßig Radiokontakte vom russischen Teil der Besatzung abgehalten. Meisten vor oder während größeren Ereignisse wie z.B. während einer Orlan-EVA oder deren Vorbereitung wenn man die benötigten Kommunikationssysteme testet. Aber auch bei einer bevorstehendenvor Landung mit einem Sojus Schiff, wenn sich die Besatzung gezielt im LBNP (Lower Body Negative Pressure) Training mit der Unterdruckhose zur Stimulation des Herz-Kreislaufsystems auf die entstehenden Kräfte vorbereitet. Vereinzelt werden aber auch private (medizinische) Radiositzungen der Langzeitbesatzungen während des Aufenthaltes an Bord der ISS geführt. Alle diese Radiokontakte können in den ISS Timelines nachlesen werden, welche einen Ablaufplan über die geplanten Aktivitäten eines Flugtages auf der ISS darstellen. Wenn es um interne Informationen der ISS geht ist es wohl die beste Quelle von der NASA. In diesen Berichten wird allgemein sehr viel über die Aktivitäten der VHF/UHF Kommunikations-Systeme und auch des Amateurfunk's von der ISS berichtet. Oftmals werden diese Berichte aber erst rückwirkend mit viel Verspätung online gestellt. |
ISS VHF / UHF Downlink | |||
Frequenz in MHz |
Nutzung | Modulation |
Sendeleistung |
121.100 | Orlan-M Phonie "Korona-M" | FM | Low-Power |
121.275 | |||
130.167 | Phonie "Woschod-M" VHF-2 Phonie Space-to-Space manuelles Fernsteuerungssystem "TORU" |
FM | Low-Power/ 3,5 Watt |
143.625 | Phonie "Woschod-M" VHF-1 | FM | 6 Watt |
147.200 | Telemetrie "BRS-4M" | PCM-FM | - |
231.000 | Orlan-M Telemetrie "Tranzit-B" | PCM-TMS | Low-Power |
233.000 | |||
247.000 | |||
249.000 | |||
263.200 | Phonie Space-to-Space | FM | - |
272.800 | |||
291.500 | Telemetrie "BR-9ZU-3" | PCM-FM | - |
400.500 | Inter-Satelliten-Link "CUCU" | PCM-FM | 1,45 / 2,5 Watt |
414.200 | Phonie "SSCS/ SSER" [primär] | PM | 0,25 / 5 Watt |
417.100 | Phonie "SSCS/ SSER" [sekundär] | ||
463.000 | Video "Klest-M" | FM | 10 Watt |
628.000 | Telemetrie "BITS2-12" [sekundär] | PCM-FM | 7 / 14 Watt |
630.000 | Telemetrie "BITS2-12" [primär] | ||
632.000 | Telemetrie "BR-9ZU-8" [sekundär] | ||
634.000 | Telemetrie "BR-9ZU-8" [primär] | ||
924.600 | "Regul-OS" | - | - |
Kommunikations-Systeme der ISS: Woßchod-M | Korona-M | Tranzit-A | SSCS / SSER | CUCU | Istochnik-M | BITS2-12 / BR-9ZU-8 | Regul-OS | TDRSS |
Woßchod-M (dt. Sonnenaufgang /
"M" steht für dt. Modifikation) ist das primäre Phonie-Kommunikationssystem
des russischen
Teils der ISS. Es bildet sich aus den beiden Frequenzpaaren VHF-1 (UKW-1) 139.208 / 143.625 MHz und
VHF-2 (UKW-2) 121.750 / 130.167 MHz. Die Nutzung der Frequenzpaare kann sehr
unterschiedlich sein. Man setzt sie sowohl für die Phonie- und Packet-Kommunikation zum
ZUP-Moskau über die russischen Bahnverfolgungstationen mit dem Boden-Empfangssystem
"Aurora-VHF" ein, als auch für die Space-to-Space Kommunikation im Zusammenhang
mit den Sojus und Progress Zubringerschiffen für Phonie und
TORU,
sowie auch für die Korona-M Phonie-Kommunikation
der
Orlan-M Raumanzüge. Für das Woßchod-M Phonie-Kommunikationssystem gibt es sechs
abgewinkelte Stab-Antennen, welche im 60° Abstand am hinteren Teil um das Modul Swesda
angebracht sind. In den Modulen der ISS befinden sich insgesamt sechs Schalt-Panel.
Diese besitzen jeweils zwei Headset-Anschlüsse, womit die russischen
Phonie-Kommunikationssysteme bedient werden können. Diese Schalt-Panel, mit
ihren drei schaltbaren VHF-Kanälen, ermöglichen den Zugang auf die
Phonie-Kommunikationssysteme Regul-OS, Lira und Woßchod-M.:
Zusätzlich gibt es einen Intercom-Kanal der für die Verständigung innerhalb der ISS und zu gekoppelten Sojus-Schiffen benutzt werden kann. Die genauen Bedienvorgänge können dem PDF-Dokument SM Communication Ssystem entnommen werden. |
|
||||||
In der Sendeleistung der beiden Frequenzpaare gibt es
Unterschiede. Beim Downlink auf der 130.167 MHz zu den russischen
Bahnverfolgungstationen wird eine Sendeleistung von 3,5 Watt (High-Power)
genutzt. Auch für die Space-to-Space Kommunikation während der Annäherung
und Kopplung zu den Sojus und Progress Zubringerschiffen wird der High-Power
mit 3,5 Watt verwendet. Nur in dem speziellen Fall der Space-to-Space
Kommunikation zu den Orlan-M Raumanzügen wird eine für diesen Zweck im
Nahbereich ausreichende Sendeleistung im Low-Power gewählt. Die
Sendeleistung für den Downlink auf der 143.625 MHz zu den russischen
Bahnverfolgungstationen beträgt ständig 6 Watt. Alle Woßchod-M Frequenzen
haben eine ungewöhnliche Signal-Bandbreite von 27 kHz, welche den Empfang mit den meisten Funkscannern Probleme bereitet, da diese eine
zu schmale Filterbandbreite in der NFM Modulation besitzen und somit das Signal
übersteuert sein kann. Abhilfe bietet hier ein Funkscanner der diese Filterbandbreite
beherscht oder auch ein SDR (Software Defined Radio), wobei in der Regel die
Filterbandbreite frei wählbar ist. Das es zu keiner Beeindrächtigung mit
anderen Funkdienst kommen kann, befindet sich die 143.625 MHz in einem
weltweit freigehaltenen Frequenzbereich zwischen 143.60-143.65 MHz für die
Weltraum-Forschung. Die anderen drei Frequenzen 121.750; 130.167 und 139.208
MHz, welche in den zivilen und militärischen Flugfunkbändern liegen, wurde
um mögliche Überlagerungen auszuschließen nicht für den Flugfunk im Inland
von Russland vergeben. Korona-M (dt. Krone / "M" steht für dt. Modifikation) ist das Phonie-Kommunikationssystem der Orlan-M Raumanzüge. Die Raumanzüge nutzen für den Downlink laut der NASA jeweils eine eigene Frequenz im Bereich von rund 120 MHz, da ja immer mindestens zwei Raumfahrer/Raumanzüge an einer EVA (Extra-Vehicular Activity) beteiligt sind. Andere Quellen behaupten die 121.125 und 121.750 MHz würden dafür genutzt werden, was aber nach meinen Beobachtungen nicht stimmen kann. Da der Bereich zwischen 120-122 MHz für den zivilen Flugfunk benutzt wird, sind auch sehr oft Interferenzen vom AM-Flugfunk während der EVA's im Hintergrund zu hören. Während der 7.Orlan-EVA war es mir schließlich gelungen, den AM-Flugfunk zu identifizieren und die beiden Frequenzen 121.100 und 121.275 MHz als Downlink der Raumanzüge zu bestimmen. Die Raumanzüge arbeiten im Downlink mit nur einer minimalen Sendeleistung und besitzten nach eigenen Angaben eine Reichweite von nicht mehr als 500 m. Somit kann man von einer Sendeleistung von ca. 10 mW ausgehen. Für den Uplink nutzen alle Orlan-M Raumanzüge die 130.167 MHz des Woßchod-M Phonie-Kommunikationssystems. Die ISS empfängt die Übertragung beider Raumanzüge und spiegelt alles inkl. der Kommunikation von ZUP-Moskau und von der verbleibenden ISS-Crew im inneren der Station auf der 130.167 MHz im Low-Power zurück. Tranzit-A ist das Telemetrieübertragungssystem der Orlan-M Raumanzüge. Es werden darüber sowohl technische Messwerte des Raumanzuges als auch medizinische Messwerte wie z.B. ECG (ElectroCardioGram) des Raumfahrers übertragen. All diese Messwerte laufen in der BRTA (dt. Block Radio Telemetrie Apparatur) im Raumanzug zusammen und werden über den Tranzit-A Sender zur ISS übertragen. Das Telemetrieempfangssystem an Bord der ISS nennt sich Tranzit-B. Dafür gibt es zwei Antennen am hinteren Teil des Moduls Swesda an der ISS. Es sind insgesamt vier verschiede Frequenzen mit je einer Bandbreite von 66 kHz reserviert. Für die Übertragung wird eine Puls-Code-Modulation im Time-Multiplexed Switch verwendet. Tranzit-A nutzt das von Russland vorgesehene Frequenzband für Telemetrie von Raumflugkörpern zwischen 162.7-252 MHz. SSCS / SSER (Space-to-Space Communication System / Space-to-Space EMU Radio) ist ein digitales Phonie-Kommunikationssystem basierend auf einer Phasen-Modulation. Es wurde für die Kommunikation bei der Annäherung und Kopplung zwischen dem Space Shuttle und der ISS verwendet. Zukünftig wird es auch einmal für die Kommunikation zum und von einem bemannten SpaceX Dragon (dt. Drache) Schiff eingesetzt werden. In der gleichen Konfiguration wird es u.a. auch von den amerikanischen EMU (Extravehicular Mobility Unit) Raumanzügen bei EVA's (Extra-Vehicular Activity) auf der ISS verwendet. Mit der eingesetzten Digitaltechnik ist es möglich, dass bis zu fünf simultane Benutzer darüber arbeiten können. Das System besitzt insgesamt zwei Frequenzen, welche als primär und sekundär deklariert sind und mit zwei unterschiedlichen Sendeleistungen arbeiten können. Genutzt wird ein Frequenzbereich zwischen 410-420 MHz, welcher einzelne Frequenzen mit der Übereinstimmung anderer darin ansässiger Funkdienste (nicht international vereinbart), für die Space-to-Space Kommunikation bemannter Raumfahrzeuge verwendet werden darf. Während der Annäherung bei einem großen Abstand zur ISS wird der High-Power mit 5 Watt verwendet. Im Nahbereich und für EVA's kann bis zu einer Entfernung von 80 Metern der Low-Power mit 0,25 Watt genutzt werden. Das Signal hat eine Bandbreite von ±700 kHz, bei einer Übertragungsrate von 695 kBit/s in TDMA FSK. Erstmals kam das System im Juli 2001 bei der Space Shuttle Mission STS-104 zum Einsatz und löste die davor genutzte analoge Kommunikation über das Woßchod-M VHF-1 Frequenzpaar ab. Die SSCS UHF-Antenne hatte man während einer EMU-EVA am 22.April 2001, von der Besatzung der Space Shuttle Mission STS-100, am Modul Destiny installieren lassen. Eine zweite SSCS UHF-Antenne wurde mit der Space Shuttle Mission STS-113 im November 2002 geliefert, welche bereits an der Gerüststruktur P1 vorinstalliert war.
CUCU (COTS (Commercial Orbital Transportation Services) UHF Communications Unit) ist ein System für den Austausch von Daten zwischen der ISS und dem SpaceX Dragon (dt. Drache) Zubringerschiff. Es dient zur Steuerung und Kommandoübermittlung von der ISS, bzw. zur Übertragung vom Status der Telemetrie vom Dragon-Schiff zur ISS im Nahbereich. Das verwendete Übertragungssystem ist bi-direktional aufgebaut. Es kann sowohl von der ISS, als auch vom Dragon Schiff gleichzeitig gesendet und empfangen werden. Dieser Inter-Satelliten-Link wird genutzt, da das Dragon-Schiff keine ständige Verbindung über das TDRSS besitzt. Für die Annäherung und Kopplung an der ISS, wird das CUCU ca. 8 Stunden vorher aktiviert. Während des gesamten Zeitraums wo das Dragon-Schiff an der ISS gekoppelt ist, bleibt dass Halb-Duplex Kommunikationssystem aktiv. Erst ca. 4 Stunden nach der Abkopplung von der ISS wird es deaktiviert. Das CUCU nutzt für die Übertragung einen reservierten Abschnitt des UHF-Satellitenbandes zwischen 400.05-401 MHz für die Space-to-Space Kommunikation bemannter Raumfahrzeuge. Das Signal hat eine Bandbreite von 338 kHz mit zwei Signalspitzen auf ±77 kHz, bei einer Übertragungsrate von 153.6 kBit/s. Die Sendeleistung beträgt 2,5 Watt von Seiten der ISS und 1,45 Watt von dem Dragon Schiff. Mit dem Space Shuttle Flug STS-129 im November 2009, wurde das CUCU Equipment zur ISS transportiert. Als Antenne an der ISS nutzt man die vorhandene Antenne des SSCS.
Istochnik-M (dt. Quelle) ist ein Monitor-System auf der ISS für das MBITS Telemetriesystem der Sojus Schiffe in der Wiedereintrittsphase. Bei der Landung eines Sojus Schiffes liegt nur ein Zeitraum von der Abkopplung an der ISS bis zur Landung in Kasachstan von gerade mal 2 Umläufen bzw. ca. 3½ Stunden dazwischen. Dabei entfernt sich die Sojus nur so weit, dass sie sich trotzdem noch immer in Funksicht zu der ISS befindet. Die Sojus kann normal nur mit ZUP-Moskau kommunizieren, wenn sie sich in Funksicht zu einer russischen Bahnverfolgungsstationen befindet. Da dies nicht ständig der Fall ist und das Bremsmanöver für den Wiedereintritt bzw. die Trennung der Sektionen immer außerhalb der Funksicht liegt, übernimmt die ISS die Aufgabe als Vermittler zwischen ZUP-Moskau und dem Sojus Schiff. Im Februar 2009 wurde mit dem Versorgungsflug der Progress M-66 das Equipment für das Istochnik-M Monitor-System zur ISS transportiert und im Modul Swesda installiert. Als Antenne für das Istochnik-M nutzt man die am Modul Swesda angebrachten WA (Wide-Range Antenna) Amateurfunkantennen. Die ISS-Crew ist in der Lage die MBITS Telemetrie von dem kurz vor dem Wiedereintritt stehenden Sojus-Schiff in Echtzeit auszuwerten und zu beurteilen, ob z.B. die Trennung der Sektionen erfolgreich verlaufen ist. Zeitgleich ist es der ISS auch möglich, die Rasswet-M Phonie-Kommunikation von dem Sojus Schiff auf dem VHF-2 Frequenzpaar von und nach ZUP-Moskau über TDRSS weiterzuleiten. BITS2-12 / BR-9ZU-8 (dt. Bord-Informations-Telemetrie-System) ist ein frequenzmoduliertes auf Puls-Code-Modulation basierendes primäres Telemetrieübertragungssystem vom russischen Teil der ISS. Hierüber werden sämtliche anfallende Messdaten aller Systeme auf der ISS gesendet, über die russischen Bahnverfolgungsstationen mit dem Boden-Empfangssystem "Romaschka" MA-9MK empfangen und zum ZUP-Moskau weitergeleitet. Es gibt eine unterschiedliche Namensgebung von ein und dem selben System. Beim Modul Swesda wird es als BITS2-12 und beim Modul Sarja als BR-9ZU-8 bezeichnet. Die Systeme BITS2-12 und BR-9ZU-8 gehören beide zu der Gruppe die man Alpha-TLM nennt. Auf der Oberfläche des Moduls Sarja befinden sich insgesamt vier und auf dem Modul Swesda zwei Kamm-Antennen für die Übertragung. Jedes der beiden Module besitzt zwei Sender die jeweils als primär und sekundär genutzt werden. Das Signal selbst hat eine Übertragungsgeschwindigkeit von 512 kBit/s bei einer Bandbreite von ±256 kHz, mit den typischen Signalspitzen auf ±128 kHz eines PCM-Signals. BITS2-12 / BR-9ZU-8 nutzen das von Russland vorgesehenen Frequenzband für die Telemetrie von Raumflugkörpern zwischen 625-650 MHz.
Regul-OS ist das russische System für Radiokontrolle und Kommunikation, gleichbedeutend mit dem amerikanischen S-Band-System. Es kann für eine 2-Wege Phonie-Kommunikation, den Austausch für digitale Kommando- und Programmdaten, sowie für die Übertragung von Telemetrie (BSR-TM) über die russischen Bahnverfolgungsstationen oder auch über geostationäre Satelliten vom Typ Luch (dt. Strahl) eingesetzt werden. Es arbeitet mit einer Übertragungsgeschwindigkeit im Uplink auf 770.500 MHz mit 32 kBit/s und im Downlink auf 924.600 MHz mit 256 kBit/s in FSK. Regul-OS nutzt wie auch Kwant-V das von Russland vorgesehene Frequenzband für die Kontrolle von Raumflugkörpern im Space-to-Earth zwischen 915-931 MHz.
TDRSS (Tracking and Data Relay Satellite System) ist ein
geostationäres Satelliten-Netzwerk der NASA und der USAF, bestehend
aus einer Flotte von Kommunikationssatelliten verteilt um den
Erdball. Es dient als Datenrelais für Satelliten, Trägersysteme und
bemannter Raumfahrzeuge auf niedrigen Umlaufbahnen. Als zu den Kunden zählt
man u.a. das Hubble Space Telescope, die Zubringerschiffe ATV,
Cygnus, Dragon, HTV, das Space
Shuttle, die ISS, sowie die meisten Satelliten des
geheimen
USA Satelliten-Programms.
Die erste Generation von TDRSS Satelliten wurde komplett, zwischen
1983-1995 mit Space Shuttle Flügen in die Umlaufbahn gebracht. Das
TDRSS arbeitet auf den drei geostationären Satellitenpositionen
41°W; 62°W und 171°W. Die Übertragungen finden im S-Band auf 2.1 /
2.2 GHz und im Ku-Band auf 13 / 15 GHz statt. |
ISS S-Band Downlink | ||||
Frequenz in MHz |
SGLS | Nutzung | Modulation | Sendeleistung |
2005.0 | - | Glisser-M Orlan Video | FM | Low-Power |
2030.4375 | - | Glisser-M Orlan Video | FM | Low-Power |
2205.0 | - | ATV HTV Cygnus |
PM | - |
2205.5 | - | Dragon | PM | 20 Watt |
2216.0 | - | Cygnus Dragon |
PM |
2 Watt 20 Watt |
2217.5 | Ch.04 | Space-to-TDRSS [sekundär] | PM | 20 Watt |
2231.5 | - | Dragon | PM | 20 Watt |
2250.0 | - | EMU Video | FM | Low-Power |
2265.0 | - | Space-to-TDRSS | PM | - |
2287.5 | Ch.18 | Space-to-TDRSS [primär] | PM | 20 Watt |
Die Ku-Band Antenne wurde wie auch die S-Band Allrichtungs-Horn-Antenne mit dem STS-92 Flug im Oktober 2000 zur ISS transportiert und am Z1 Gerüstsegment befestigt. Es ist eine Parabolantenne mit einem Durchmesser von 1,88 m, welche die TDRS Satelliten selbständig lokalisieren kann und dessen Verlauf automatisch nachführt. Dies erlaubt eine 2-Wege-Hochgeschwinigkeits-Kommunikation mit einer Übertragungsrate von maximal 75 MBit/s, womit gleichzeitig 6 Videostreams von der ISS übertragen werden können. Mit dem STS-132 Flug im Mai 2010 wurde eine zweite Ku-Band Antenne zur ISS gebracht die als Backup dienen soll. |
STS-132 / Astronaut Garrett Reisman bei der Installation der
Ku-Band Antenne
© Spaceflight.nasa.gov
letzte Änderung: 02.08.2015 |